Neues Modellprojekt in der Palliativmedizin

Interprofessionelles Lernen von Medizinstudierenden und Pflege-Auszubildenden

Auftrag der Palliativmedizin ist es, Menschen mit unheilbaren Erkrankungen medizinisch und psychosozial zu versorgen. Für Mediziner und Pflegekräfte stellt das eine große Herausforderung dar, die nur gemeinsam im Team gemeistert werden kann. Ein Modellprojekt mit dem Namen „OpTEAMal“ soll gemeinsames, interprofessionelles Lernen zwischen Pflege und Medizin auf dem Themengebiet der Palliativmedizin bereits in der Ausbildung/im Studium ermöglichen. Projektträger sind die Klinik für Palliativmedizin sowie die Berufs- und Bildungsakademie der Uniklinik RWTH Aachen. Durchgeführt wird das Schulungskonzept in Kooperation mit dem Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN). Die Robert Bosch Stiftung fördert das Modellprojekt mit rund 50.000 Euro.

OpTEAMal richtet sich an Auszubildende der Berufs- und Bildungsakademie der Uniklinik RWTH Aachen und an Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät, die sich in sechs Modulen gemeinsam mit dem Thema Palliativmedizin auseinandersetzen. Die Gruppe der Pilot- und Implementierungsphase setzt sich aus knapp 30 Personen zusammen, jeweils zur Hälfte Medizinstudierende und Pflegeschülerinnen und -schüler. Da die krankheitsbedingten Umstände in den meisten Fällen den Patienten, aber auch dessen Angehörige belasten, sind insbesondere kommunikative Fähigkeiten wichtig, die in dem Fortbildungskonzept in professionsübergreifenden Gruppen miteinander trainiert werden sollen. Hinzu kommen Aspekte der Selbstfürsorge und der interkulturellen Öffnung. Die Übungen und Rollenspiele erfolgen anhand von Fallbeispielen aus dem Alltag. Das Modellprojekt wird von der Klinik für Palliativmedizin der Uniklinik RWTH Aachen unter Leitung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. Roman Rolke evaluiert.

Flächendeckendes Lehrangebot für die Zukunft

Das Projekt OpTEAMal ist eine Erweiterung zweier anderer Schulungsmodule zur Versorgung Schwerstkranker und Sterbender sowie zur interkulturellen Kommunikation in der Palliativmedizin. Im Rahmen des Modellprojekts OpTEAMal sollen die Anforderungen der interprofessionellen Schulungen in der Ausbildung durch ein Fachgremium angepasst werden. Ziel ist es, das Konzept als festes interprofessionelles Lehrangebot in der Aachener Uniklinik und in der Medizinischen Fakultät zu implementieren. In einem weiteren Schritt sollen die Module in gemeinsamen Lernsettings in NRW und deutschlandweit angeboten werden.


Statements der Projektpartnerinnen und -partner

Univ.-Prof. Dr. Roman Rolke, Direktor der Klinik für Palliativmedizin, Projektleiter OpTEAMal

„Die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen gelingt am besten im Team. Mit dem von der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekt OpTEAMal können wir an erfolgreiche Vorgängerprojekte anknüpfen und teamorientiertes, interprofessionelles Lernen schon frühzeitig in die Pflegeausbildung und das Medizinstudium bringen. Ich freue mich über das Projekt, um palliative Themen wie das Entwickeln einer eigenen Haltung, der Umgang mit unheilbarer Erkrankung und die Kommunikation mit Schwerstkranken über Trauer, das Aufbauen von Resilienz und einem kultursensiblen Umgang. Diese Themen sind die Grundlage für interaktives Lernen im Team, mit dem das Projekt OpTEAMal in Sachen Teaching neue Wege an der Uniklinik RWTH Aachen geht.“

Univ.-Prof. Dr. Stefan Uhlig, Dekan der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen

„Die Medizinische Fakultät bietet als eine von wenigen Universitäten in Deutschland einen Modellstudiengang für Medizin an. Gerade weil die Abläufe dieses Modellstudiengangs mit modernen Lernformaten besser auf die Bedürfnisse der Studierenden eingestellt sind, finden sich die Absolventen in Aachen stets unter den Studierenden mit den besten Examensabschlüssen in Deutschland wieder. Es existieren zahlreiche moderne Lernräume, wie das neue Lehrgebäude CT2, in dem auch das AIXTRA als Kompetenzzentrum für Training und Patientensicherheit untergebracht ist. Mit dem neuen Projekt OpTEAMal ist ein weiteres Angebot für duales, interprofessionelles Lernen zwischen Pflege und Medizin entstanden, das auch aufgrund der Flexibilität des Modellstudiengangs leicht zu integrieren war. Mit dem aktuellen Entwurf für eine neue Approbationsordnung (Ausbildungsordnung für das Medizinstudium) wird der erfolgreiche Aachener Modellstudiengang in seiner bisherigen Form infrage gestellt. Dennoch unternehmen wir jetzt schon mit OpTEAMal vorausschauend die nächsten Schritte, um mehr interprofessionelle Kompetenzen aufzubauen – eines der Ziele der neuen Approbationsordnung, die ab 2025 greifen soll. Als Dekan unterstütze ich gerne Initiativen wie OpTEAMal, die sehr gut in unseren Modellstudiengang hineinpassen.“

Rudolf Henke (MdB), Präsident der Ärztekammer Nordrhein

„Schwerstkranke und sterbende Menschen gut zu begleiten und ihre Würde und Selbstbestimmung zu achten – das gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Gesundheitsberufe. Ich freue mich sehr, dass durch dieses neue Projekt OpTEAMal an der Uniklinik RWTH Aachen Medizinstudentinnen und -studenten und Krankenpflegeschülerinnen und -schüler bereits im Studium beziehungsweise in ihrer Ausbildung die Chance erhalten, den Umgang und die Kommunikation mit schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen sowie das Handeln im interprofessionellen Team frühzeitig in ihrem beginnenden Berufsleben zu erlernen. Durch das Schulungsangebot werden palliative Kernkompetenzen wie Respekt vor den Wünschen der Erkrankten, kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit schwersterkrankten Patienten und ihren Zugehörigen, aber auch die Stärkung der eigenen Resilienz thematisiert. Wichtig ist mir auch, dass bei diesem Schulungskonzept die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für einen kultursensiblen Umgang im Gesundheitswesen sensibilisiert werden. Grundlage für die an der Universität Aachen durchgeführten Schulungen bilden die unter Moderation des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) im Haus der Ärzteschaft und in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen des Gesundheitswesens erarbeiteten Schulungsmodule, die auf die Anforderungen an den Studenten/Krankenpflege-Unterricht angepasst wurden. Interprofessionelle Fortbildungen erweitern die Kenntnisse über Fachkompetenzen, Möglichkeiten und Grenzen der jeweils anderen Gesundheitsfachberufe und sind ein Schlüssel zur gut funktionierenden, interprofessionellen Zusammenarbeit sowie einer qualitativ hochstehenden Patientenversorgung. Dies bereits in der Ausbildung oder im Studium zu lernen, ist innovativ und zukunftsorientiert.“

Kathrin Zednik, Pflegedirektorin, Uniklinik RWTH Aachen

„Das Projekt OpTEAMal bietet für die Schule für Gesundheits-, Kinderkranken- und Krankenpflege ein neuartiges Konzept des interprofessionellen Lernens für Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler zusammen mit Medizinstudierenden. Das gemeinsame, interaktive Erarbeiten von thematisch wichtigen Inhalten zu beispielsweise „Haltung“, „Selbstfürsorge“, „Kommunikation oder kultursensiblem Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden“ setzt früh in der Ausbildung und im Studium neue Maßstäbe für eine spätere erfolgreiche Zusammenarbeit im Team. Als Pflegedirektorin unterstütze ich diesen Ansatz ausdrücklich, der die Attraktivität und Wichtigkeit des Pflegeberufs als Teil eines Gesamtteams entwickelt und gegenseitige Wertschätzung zwischen den angehenden Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften aufbaut. Ich fordere mehr solcher Projekte für interprofessionelles Lernen!“

Dr. Martina Levartz, Geschäftsführerin des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN)

„Im Krankenhaus arbeitet man Hand in Hand. Pflegefachkräfte und Ärzte bilden ein Team, werden aber getrennt ausgebildet. Dabei gibt es im Berufsalltag viele Schnittstellen und die Versorgung der Patienten erfolgt im Team. Mit dem Projekt OpTEAMal versuchen wir etwas Neues: Krankenpflegeschüler sowie Medizinstudenten werden in diesem aus sechs Modulen bestehenden Projekt gemeinsam geschult, um im Berufsalltag ein optimales, interprofessionelles Team bilden zu können. Das Thema dieses interprofessionellen Ansatzes ist die Schulung und Förderung der Kommunikation und Selbstfürsorge bei der Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden. In der Praxis keine leichte Aufgabe, die es aber zu bewältigen gilt. Mit dem Ziel, auch in solch schwierigen Situationen im Umgang mit unheilbar Kranken und ihren Zugehörigen eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten, bei gleichzeitiger Selbstfürsorge. Deshalb sind in den sechs Modulen neben fachlichen Inhalten vor allem auch sogenannte weiche Faktoren Lernziele. So sollen Patienten in ihrer Ganzheitlichkeit gesehen werden, es sollen der Umgang mit Sterben, Tod, Trauer und Abschied reflektiert werden und letztendlich soll auch der Sinn geschärft werden, dass andere Kulturen teilweise anders mit diesen Themen umgehen. Und bei allem hilft die richtige und auch kultursensible Kommunikation sowohl mit den Patienten wie auch deren Zugehörigen. Wir vom IQN haben bereits Erfahrungen gesammelt in interprofessionellen Fortbildungen von im Gesundheitswesen Tätigen. Die positiven Ergebnisse aus den beiden Projekten „Versorgung Schwerstkranker“ und „InterKultKom“ sind in das jetzige Projekt eingeflossen. Wir freuen uns sehr, dass OpTEAMal bereits begonnen wurde und bisher eine positive Resonanz hat, und hoffen darauf, dass diese Art des professionsübergreifenden Lernens bereits in der Ausbildung weitere Nachahmer findet und sich letztendlich in der Ausbildung von im Gesundheitswesen Tätigen etablieren wird.“

Die Projektbeteiligten standen der Presse im Rahmen eines Pressegesprächs Rede und Antwort. Alle waren sich einig, dass sich interprofessionelles Lernen in der Ausbildung/im Studium auszahlt und darum intensiver gefördert werden sollte.

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